März 2024

ARCHETYPISCHE PLOTS - Geschichten, die uns bewegen

Als Autor oder Autorin passiert es nicht selten, dass man bei einer Tasse Kaffee eine neue Idee für eine Geschichte im Kopf hat. Manche schaffen es, geschrieben zu werden und andere fühlen sich vielleicht nicht „richtig“ an. Aber warum, ist das so? Warum bewegen uns manche Stories mehr als andere? 

Die Antwort ist einfacher als gedacht: Es gibt archetypische Plots, die uns trotz ihres langen Daseins immer noch mitreißen. Im folgenden Artikel möchte ich euch einige dieser archetypischen Plots näher bringen und die zentralen Elemente vorstellen. Gemeinsam werden wir die Film und Buch-Geschichte nach Beispielen durchforsten. 

Was ist ein „Archetyp“?

Der Begriff  „Archetyp“ stammt ursprünglich aus der Psychologie und wurde von Carl Gustav Jung geprägt. In seiner Doktorarbeit hat C. G. Jung erstmal den Archetyp eingeführt und sie als Urbilder menschlicher Verhaltensmuster bezeichnet, die jeder/jede in sich trägt. Kurz könnte man also auch von Musterbildern sprechen. 

Auch in der Philosophie gibt es den Begriff „Archetypus“. Hier steht er für die Grundlage der Vorstellungen. Aber in der Dramaturgie wird unter dem Term mehr verstanden. Am einfachsten kann der Archetyp erklärt werden, indem man ein Beispiel nennt: Der Held oder die Heldin. Wird jemand als Held oder Heldin bezeichnet, entsteht in unserem Kopf automatisch ein Bild, der damit verbundenen Charakterzüge und Verhaltensmuster. 

Neben dem Helden oder der Heldin gibt es noch elf weitere klassische Archetypen, die man auch häufig im Marketing, in Filmen oder in Büchern findet: Der/die Rebell:in, der Zauberer/ die Zauberin, der/die Liebende, der Narr/die Närrin, der Jedermann, der/die Betreuer:in, der/die Herrscher:in, der/die Schöpfer:in, der/die Unschuldige, der/die Weise und der/die Entdecker:in. 

Was ist ein „archetypischer Plot“?

Wie beim „Archetypen“ selbst folgen auch manche Plots einem gewissen Urbild oder Muster. Kurz kann man es vielleicht auch als eine Art Szenenabfolge bezeichnen, die man auch mit der Heldenreise vergleichen könnte. 

In einem archetypischen Plot müssen gewisse Merkmale auftauchen, die bei den Zuseher:innen oder Leser:innen gewisse Erwartungen weckt. Diese bekannten Strukturen sind auch dafür verantwortlich, warum uns manche Geschichten immer noch begeistern, obwohl wir sie eigentlich kennen und gewisse Szenen oder Momente möglicherweise sogar erahnen können. 

Dazu ein Beispiel:

Stellen wir uns vor, wir haben eine Person kennengelernt und möchten einen romantischen Abend im Kino verbringen. Gemeinsam schlendern wird zur Kasse und der nette Herr am Schalter klärt uns auf, dass um 20:15 Uhr drei Filme gezeigt werden: „Shining“, „Die unendliche Geschichte“ oder „Die Schöne und das Biest“. Nach einem kurzen Gespräch sind wir uns einig, wir wollen einen Film sehen, indem die Liebe über alles siegt. Ihr ahnt es sicher schon, für welchen Film wir uns entscheiden werden. Genau! Wir kaufen zwei Karten für „Die Schöne und das Biest“. 

Was ist also passiert? Mittlerweile gibt es ganze Marken, bei denen man als Konsument:in genau weiß was man erwarten kann, wenn man z.B. ins Kino geht oder zu Hause einen Film ansieht. Marvel oder Disney sind perfekte Beispiele dafür und bedienen sich archetypischer Plots. 

Nachfolgend möchte ich gerne drei Beispiele für archetypische Plots geben und deren charakteristische Merkmale. 

Eingesperrt mit einem Monster

Horror-, Science Fiction- oder Thriller-Fans kennen diesen Plot ganz bestimmt. Filmklassiker wie „Die Fliege“, „Alien“ oder „Deep Blue Sea“ folgen diesem archetypischen Plot. 

Diese Merkmale zeichnen ihn aus:

  • Eine Gruppe von Menschen ist gemeinsam mit einem Monster auf einem begrenzten Raum eingesperrt und versucht zu überleben
  • Das Monster kann dabei übernatürlich sein (z.B. ein Werwolf etc.), ein gescheitertes Experiment (z.B. genveränderte Haie etc.), ein/eine Psychopath:in etc. sein.
  • Das Monster erscheint übermächtig und agiert im Verborgenen.
  • Das Monster kann durch die Fähigkeiten oder das Wissen der Hauptfigur besiegt werden.
  • Die Menschen haben das Monster erschaffen oder die Erschaffung verursacht, z.B. durch ihre Gier.
  • Das Monster wird entweder besiegt oder die Protagonisten entkommen oder werden getötet.    

Liebe gegen alle Widerstände

Romantiker haben nach dem Lesen der Überschrift sicherlich hunderte Titel im Kopf. Deshalb gibt es von mir hier (hoffentlich) ein paar Beispiele, die nicht so plakativ sind: „Brokeback Mountain“, „Gattaca“ und „Hero“.

Wie im vorherigen Beispiel, folgen auch hier die Merkmale für euch:

  • Die Liebesbeziehung zwischen den Protagonist:innen wird von der Gesellschaft nicht gebilligt.
  • Die Protagonist:innen halten ihre Beziehung geheim oder leben sie gegen den Widerstand der Gesellschaft offen aus.
  • Wenn die Liebe geheim gehalten wird, dann wird sie meistens enttarnt.
  • Der/die Antagonist:in ist die Gesellschaft oder die eigene Familie.
  • Die Liebenden tragen am Ende den Preis (z.B. durch Trennung oder Tod) oder überwinden die Widerstände.

Das Abenteuer

Im letzten Blog habe ich euch schon die Heldenreise vorgestellt, die man auch als Struktur verwenden kann. Hier zeige ich euch aber die Merkmale des archetypischen Plots „Das Abenteuer“. Klassische Filme, die diesem Plot folgen sind z.B. „Die unendliche Geschichte“, „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ oder „Der Herr der Ringe“.

Und hier wieder die Merkmale für euch:

  • Der/die Protagonist:in stürzt sich in das Abenteuer, da er eine Person, Wissen, ein Objekt etc. sucht. 
  • Die Reise wird aus eigenem Antrieb angetreten oder der/die Protagonist:in wird beauftragt oder auserwählt.
  • Die Handlung wirkt episodisch, obwohl die Ereignis alle verknüpft sind und zum Ziel hinführen, dabei ist der/die Protagonist:in Großteils unterwegs .
  • Während der Reise wird der/die Protagonist:in von anderen Personen, Tieren etc. begleitet.
  • Am Ziel wartet meist der/die Antagonist:in.
  • Oft führt das Erreichen des Ziels zu neuen Konflikten oder Komplikationen. 

Buchempfehlungen zum Thema

Möchtest du mehr zum Thema „archetypische Plots“ wissen, dann kann ich dir persönlich folgendes Buch empfehlen:

  • Ronald B. Tobias & Petra Schreyer (2016) 20 Masterplots - Die Basis des Story-Building in Roman und Film. Autorenhaus Verlag GmbH. ISBN: 978-3866711310

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